Adaptierte PAP bei Koloneingriffen

Die präperative ABX Prophylaxe (PAP) sollte von einem 2. Generationscephalosporin auf Ertabenem geändert werden, wenn bei Pat. vorher eine Reise durch die Länder Südamerikas, Afrikas und des nahen als auch fernen Ostens stattgefunden hat. Diese Pat. sind von 6% bis 75% mit gramnegativen resistenten Erregern kolonisiert(1).

(1) Arcilla MS et al. Lancet Infect Dis 2016

Nutman A et al. Clin Infect Dis 2020;70:1891-7

niedriges präop Serumkreatinin als Prädiktor für po M&M

NSQIP Daten 2005-2020 1.8 Mio Pat. Niedriges Serumkreatinin war gar nicht so selten (war mir bislang nicht bewusst): 27,8 % der Männer und 23,5 % der Frauen zeigten ein niedriges präoperatives Serumkreatinin, bei 14,6 % traten Komplikationen auf und 1,2 % starben.
Im Vergleich zum Referenzkreatininwert (Männer 0,85-1,04 und Frauen 0,65-0,84) Serumkreatininwert ≤0,44:
Männer: 55 % erhöhtes Sterberisiko (aOR: 1,55; 95%CI: 1,29-1,86) und ein um 82 % erhöhtes Risiko für schwerwiegende Komplikationen (aOR: 1,82; 95%CI: 1,69-1,97).
Frauen: 49 % erhöhtes Sterberisiko (aOR: 1,49; 95%CI: 1,32-1,67) und ein um 76 % erhöhtes Risiko für schwerwiegende Komplikationen (aOR: 1,76; 95%CI: 1,70-1,83).

Loria A. et al. Low Preoperative Serum Creatinine is Common and Associated with Poor outcomes following Non-emergent Inpatient Surgery. Annals of Surgery 2022 ahead of print

Kommentar: niedriges Serumkreatinin = Sarkopenieparameter? (Muskelfunktion) oder eingeschränkte Leberfunktion (auch bekannt als präop Prädiktor)

Langzeitfolgen nach Resektion eines Klatskin Tumors

90 Tage Morbidität spiegelt nicht die kompletten Probleme nach einer Resektion des pCCA wider.

In dieser Studie (retrospektiv einer prospektiven Datenbank) aus Liverpool an 85 Patienten: medianen Gesamtüberlebenszeit von 36,3 Monaten. Die postoperative 90-Tage Morbidität: 46 % CDC Grad 3-4. Letalität po.: 13 %.
Aber nach 90 Tagen po. traten bei 38 % (28/74) der Patienten mindestens eine weitere Komplikation auf. In erster Linie eine Obstruktion der Gallenwege, wobei die meisten einen radiologischen Eingriff erforderten (Clavien-Dindo-Grad 3). Die Entwicklung einer Langzeitmorbidität war mit einer erhöhten Rezidivrate verbunden und korrelierte mit einem schlechteren OS (27,6 Monate vs. 65,7 Monate HR:2,2; 95%CI: 1,63-2,77).

Gilbert TM et al. Long-term morbidity after surgery for perihilar cholangiocarcinoma: A cohort study Surg Oncol. 2022 Oct 26;45:101875 ahead of print.

Vorsorgekoloskopie nicht so effektiv wie erwartet

Diese CRT ist ein ziemlicher Hammer, nämlich randomisiert und „truly population based“. N=84.585 in 3 europ. Ländern (Polen, Norwegen und Schweden), Alter 55-64a, Follow-up-Daten nach 10 Jahren: bei 28.220 in der eingeladenen Vorsorgekoloskopie-Gruppe, (von denen unterzogen sich 11.843 (42,0 %) einem Screening) traten 259 mit kolorektale Karzinome (KRK) auf, bei 56.365 in der Gruppe mit Beobachtung 622 KRK. In der Intention-to-Screen-Analysen lag das Darmkrebsrisiko nach 10 Jahren in der eingeladenen Gruppe bei 0,98 % und in der Gruppe mit üblicher Behandlung bei 1,20 %, was einer Risikoreduktion von 18 % entspricht (RR: 0,82; 95%CI: 0,70 – 0,93). Das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, lag in der eingeladenen Gruppe bei 0,28 % und in der Gruppe mit üblicher Behandlung bei 0,31% (RR: 0,90; 95%CI: 0,64 – 1,16; NICHT SIGNIFIKANT). Number needed to screen: 455 (95%CI: 270 – 1.429). Nicht KRK bezogenes Sterberisiko (Tod jeglicher Ursache) betrug 11,03 % in der eingeladenen Gruppe und 11,04 % in der Gruppe mit üblicher Betreuung (Risikoverhältnis 0,99; 95%CI: 0,96 . 1,04; NICHT SIGNIFIKANT).

Bretthauer M et al. Effect of Colonoscopy Screening on Risks of Colorectal Cancer and Related Death. NEJM 2022 ahead of print doi: 10.1056/NEJMoa2208375

Kurzeitergebnisse RAPID Protokoll

Retrospektive Kohortenstudie: 2015 und 2022, mutizentrisch (sechs europäischen Zentren: Jena, Brüssel, Tübingen, Oslo, Padua und München [LMU]), 23 staged hepatectomies (nicht zirrhotische Indikationen) nach dem RAPID Protokoll (20 mit Transplantaten von Lebendspendern).
Mittleres Transplantatvolumen nahm zwischen beiden Stadien um 107 % zu, Resthepatektomie nach einem Median von 14 Tagen. In allen Fällen: Ligatur der rechten Restpfortader (eine Modulation des Pfortaderzuflusses war in keinem Fall erforderlich).
Spendermorbidität: 4,3 %.
Empfänger po. Letalität: 4,3 %; CDC ≥IIIb bei 10 Pat. (44%).

Settmacher U et al. Auxilliary Liver Transplantation According to the RAPID Procedure in Non-cirrhotic Patients – Technical Aspects and Early Outcomes. Annals of Surgery 2022 (ahead of pub)

1. Welle COVID – kurzfristiger Outcome chir. Onko doch nicht so signifikant schlechter

Systematische Übersichtsarbeit, 24 Studien mit 6.762 Patienten, chirurgisch onkologischer Eingriff während der ersten COVID Welle. Rückgang onkologsicher Operationen während der Pandemie: -26,4 %. Bei Brustkrebs stabil (+0,3 %). Kein Unterschied in der Anzahl von ≥T2 (OR 1,00, P = 0,989), ≥T3 (OR 0,95, P = 0,778), ≥N1 (OR 1,01, P = 0,964) und größeren postoperativen Komplikationen (OR 1,55, P = 0,134).
Die Autoren schlußfolgern, dass die während der ersten Welle der COVID-19 Pandemie geübte Praxis auch bei weiteren Pandemien für kurzfristige Ergebnisse geeignet zu sein scheint.

de Bock E et al. Systematic review and meta-analysis determining the effect of implemented COVID-19 guidelines on surgical oncology volumes and clinical outcomes. Surgical Oncology 2022;45:101859

Drain-Amylase und Ösophagusanastomosendehiszenz

Die Drain-Amylase als Vorhersage einer Pankreatico-Jejeunostomie Insuffizienz wird in vielen Zentren in der Routine angewandt. In dieser Arbeit wird nun gezeigt, dass die Drainamylase auch ein prädiktiver Faktor für eine Ösophagusanastomosendehiszenz darstellt.

Die Drainamylase war ein starker Prädiktor für ein Anastomosenleck am 3. bis 7. postoperativen Tag (POD), unabhängig von den Begleiterkrankungen des Patienten, der Lage der Ösophagusanastomose oder der Anastomosentechnik, war jedoch weniger genau bei der Diagnose eines Lecks bei Rauchern. Ein Wert größer oder gleich 150 war zu 88 % spezifisch für die Diagnose eines Lecks.

Linden PA et al. Drain Amylase: A Simple and Versatile Method of Detecting Esophageal Anastomotic Leaks. Annals of Thoracic Surgery 2022, 113 (6): 1794-1800

CReST Trial

Kein Unterschied (bis auf Stomarate) in der RCT (N=245, 4/2009-12/2014, 39 KH) zwischen Akut-OP oder Stenting mit nachfolgender OP bei stenosierendem linksseitigen KRK.

82,4% konnte die Obstruktion behoben werden. Bei den 89 Prozent, die in kurativer Absicht behandelt wurden, gab es keine signifikanten Unterschiede in der postoperativen 30-Tage-Mortalität (3,6 % (4 von 110) gegenüber 5,6 % (6 von 107); P = 0,48) oder der Dauer des Krankenhausaufenthalts (Median 19 (i.q.r. 11-34) gegenüber 18 (10-28) Tagen; P = 0,94) zwischen dem Stenting und der anschließenden verzögerten elektiven Operation und der Notoperation. Bei den Patienten, die sich einer potenziell kurativen Behandlung unterzogen, trat die Stomabildung seltener auf als bei denjenigen, die sich einer sofortigen Operation unterzogen (47 von 99 (47,5 Prozent) gegenüber 72 von 106 (67,9 Prozent); P = 0,003). Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen in Bezug auf die perioperative Morbidität, die Inanspruchnahme der Intensivpflege, die Lebensqualität, das 3-Jahres-Rezidiv oder die Mortalität. 18 (10-28) Tagen; P = 0,94).

CReST Collaborative Group. Colorectal Endoscopic Stenting Trial (CReST) for obstructing left-sided colorectal cancer: randomized clinical trial. British Journal of Surgery. 2022 August

„Alter schützt nicht vor Leberresektion“

Bei ausgewählten Pat. höheren Alters (N ist fast 30.000; ≥65, ≥70, ≥75, ≥80) ist auch eine Leberresektion sicher durchführbar. Ergebnis einer systematischen Übersicht und Meta-Analyse, die wiederum bestätigt, dass das kalendarische Alter in der Indikationsstellung zur OP nicht ausschlaggebend ist („no ageism“). Alle Gruppen unter 5% Letalitätsrate.

Ghanie A. et al. Systematic review and meta-analysis of 90-day and 30-day mortality after liver resection in the elderly. Surgery, 2022, August