Auch in Deutschland ist die Gesundheit abhängig vom Wohlstand

In dieser Arbeit (Auswertung der Krebsregister von 200 deutschen Landkreisen im Zeit­raum 1997-2006) zeigen wohlhabende Landkreise eine geringere Krebsmortalität. Menschen in sozial benachteiligten Regionen starben innerhalb der ersten drei Monate nach dem Befund mit einer um 24 % erhöhten Wahrscheinlichkeit gegenüber Bewohnern reicherer Landkreise. Der Unterschied nimmt zwar ab, betrug aber auch nach 5 Jahren noch 8 %. Es wurde nach unabhängigen Parametern gefahndet und interessanterweise spielt die Vorsorge und das Alter keine Rolle. Spekuliert wird über ungünstigeren Lebenswandel der ärmerer Bevölkerung, die die Therapie beeinflusst (Rauchen, Alkohol, Ernährung, Bewegung) und die Unterversorgung, respektive Versorgung nicht auf der Höhe der Zeit.

Fest steht, dass Gesundheit und Wohlstand auch bei uns zusammenhängen und dass die Ursachen gefunden werden müssen, damit Maßnahmen gesetzt werden können.

Jansen L et al. Socioeconomic deprivation and cancer survival in Germany: an ecological analysis in 200 districts in Germany. Int J Cancer 2014;134: 951-60

Wert eines PET-CTs bei Lebermets eines KRK

In einer multicenter RCT wurde der Wert eines PET-CTs hinsichtlich des weiteren Managements und der OP Planung an 270 Patienten untersucht und mit 134 Pat. ohne PET-CT verglichen. Obwohl in 8% eine Änderung im Vorgehen mittels PET-CT auftrat, waren die Raten an Resektion praktisch indent (91% vs 92%) und das Überleben war ebenso nach 3 Jahren nicht unterschiedlich.

Wir führen an der UK für Chirurgie keine PET-CT Untersuchungen vor Leberresektionen durch. Unsere Abklärung umfasst ein 4 Phasen CT und ein MRT mit leberspezfischem Kontrastmittel. Intraoperativ wird die Leber routinemäßig sonographiert.

Moulton CA et al. Effect of PET Before Liver Resection on Surgical Management for Colorectal Adenocarcinoma Metastases: A Randomized Clinical Trial JAMA. 2014;311:1863-1869

Unabhängige Zweitanalyse randomisierter Studien

Die neuerliche Analyse von CRT durch unabhängige Untersucher, die in die primäre Studienplanung und Auswertung nicht involviert waren, ist bislang sehr unüblich, wäre aber ein zu forderndes Qualitätsmerkmal. Eine Analyse des PubMed ergab 37 Studien, bei denen dieselbe Hypothese nochmals überprüft wurde. Die häufigsten Unterschiede zeigten sich im statistischem Vorgehen (N=18) und in der Bewertung der Messgrößen in Bezugs auf das Ergebnis (N=12). In 35% wurde andere Ergebnisse  mit einer geänderten Interpretation der Original-Studienergebnisse geortet.

Es ist schon erschreckend, wie hoch die Zahl (mehr als ein Drittel) der Korrekturen durch unabhängige Dritte sogar bei CRT sind, die ja als Evidence Level 1b angesehen werden. In diesem Zusammenhang erinnere ich auch an Frauds (z.B. DECREASE-Studien), die den Eindruck noch verstärken. Wie wichtig ein Audit auch bei retrospektiven klinischen Studien und bei Registern ist, habe ich schon oft erwähnt. Die UK für Chirurgie hat ein chirurgisches Dokumentationssystem, das allen Anforderungen an ein auditfähiges klinisches Dokumentationssystem erfüllt.

Ebrahim s et al. Reanalyses of Randomized Clinical Trial Data. JAMA. 2014;312:1024-32

P.S. mit bestem Dank an Doz. A. Dubecz

was ist das Borchardt-Trias?

Ein Symptomenkomplex, der nicht sehr bekannt ist und auf Moritz Borchardt, *1868 †1948, einem Chirurgen in Berlin zurückgeht. Die Symptome kommen bei einem upside-down stomach (oft auch als akuter Magenvolvulus beschrieben) vor: Erbrechen, epigastrischer Meteorismus u. Magen-Sondierungshindernis (Schwierigkeit bei der Platzierung der nasogastrale Sonde)

Gibt es ungünstige Trokareinstichstellen?

Eine Studie untersuchte an 1.074 Trokarstellen bei 300 Pat. 2011 mit einem follow-up von >90% bis 6 Monate po. in Bezug auf Schmerzen, SSI, Hämatom und Trokarhernien, sowie Kosmetik. Zudem konnten die Pat. die einzelnen Trokareinstichstellen subjektiv nach „worst“ und „bad Trokar-Site“. Ergebnis: wie nicht anders erwartet sind die Schmerzen abhängig von der Portgröße (5mm vs 10mm P<0,001), im unteren Abdomen treten weniger Schmerzen auf, Hämatome (P<0,05) und Infektionen (SSI, P<0,0001) waren bei 5mm Trokaren signifikant seltener. Es wurden keine Hernien beobachtet. Das kosmetische Ergebnis (anhand eines Kosmetik-Score) war ebenfalls bei den 5mm Trokaren signifikant besser beurteilt (P<0,0001). Hoch signifikante Parameter die die Pat. dazu bewogen die Trokareinstichstelle als „bad“ zu beurteilen waren der Trokardurchmesser und der Nabel (weitere Faktoren waren Notfallop., accidental trocar exit, fascia closure, and specimen extraction site). Zusammenfassend: Die po Morbidität bei 5mm, aber auch bei 10mm Trokars sind insgesamt niedrig, obwohl die 5mm besser abschneiden. Zudem ist der Nabel die ungünstigste Position.

An Hand dieser Daten, die sich in eine Reihe anderer nahtlos einfügen (siehe abgebrochene Studie) muss man sich wirklich fragen, ob nicht der SILS Port respektive der SILS Zugang direkt im Nabel nicht endlich aufgegeben werden muss. SILS erfüllt nämlich alle ungünstigen Parameter: Die Inzision ist wesentlich länger als der 12mm Trokar, die Position ist die ungünstigste, nämlich im Nabel, die Inzision ist eine „schneidende“ und nicht wie bei den heute üblichen Trokars verdrängend. Wie schon oft erwähnt sind wir schon lange an der UK für Chirurgie in speziellen ausgewählten Fällen zur MILS (2-3mm Trokare) konvertiert. Die hier vorliegenden Daten bestätigen, dass dieser von uns gewählte Weg der richtige ist.

Cristaudi A e al. Prospective Assessment of Trocar-Specific Morbidity in Laparoscopy. World J Surg. 2014 Jul 25. [Epub ahead of print]

Interessant

Erhöhte Temperatur der Ausatemluft (>34 Grad C) könnte Hinweis auf eine Lungenkarzinom sein. Präliminäre Daten anlässlich des European Respiratory Society Kongresses in München an 82 Pat. präsentiert.

European Respiratory Society (ERS) International Congress 2014: Abstract #928

Elektive Splenektomie: Pat. mit höherem po. Risiko im NSQIP identifiziert

Nicht alle Pat. mit elektiver Splenektomie haben ein geringes po. Morbiditätsrisiko. Die Studie untersuchte 1.715 Pat, die zwischen 2005 und 2011 splenektomiert wurden. In 78% war der Grund eine gutartige Erkrankung. Die 30 Tage po. Morbidität war insgesamt 17%, die po. Mortalität 1,7%. Als unabhängige Risikofaktoren für die po. Kompilationen wurde eine maligne Grunderkrankung mit fast doppelt so hohem Risiko (OR: 1,86; 95%CI: 1,23-2,80; P = 0,003) erkannt, eine präop. funktioneller Status (OR: 0,33; 95%CI: 0,07-1,52; P = 0,02) und steigendes Albumin (OR: 0,75; 95%CI: 0,66-0,86; P < 0,001) waren mit niedrigerem Risiko für po. Tod behaftet. Das Alter war bezüglich letzterer Analyse nur marginal signifikant (OR: 1,03; 95%CI: 1,00-1,06; P = 0,05).

Diese Analyse ist schon nützlich, weil auch aus dem NSQIP stammend und daher von hoher Datenvalidität (Audit!) bevor wir v.a. für gutartige und bösartige hämatologische Erkrankungen eine selektive Splenektomie in Erwägung ziehen. Bei der Indikation Mb. Werlhof haben wir anlässlich des diesjährigen Chirurgenkongresses über unsere Ergebnisse an der UK für Chirurgie berichtet: keine po. Mortalität, 30% po. Morbidität (Chirurgisch mit Nachblutung und Pankreasfistel: 11%; rest Thrombose, Pulmonalarterienembolie). Mit der Lit. im Gleichklang 42% Non-Responder nach medialen 42 Monaten Nachbeobachtung, wobei aber ein Fall mit einer Regeneratmilz nach Re-Laparoskopie wieder respondierte.
Aspalter M et al. Laparoscopic splenectomy for idiopathic thromocytopenic purpura – impact on platelet count. Eur Surg 2014;46(s2):27

Bagrodia N et al. Morbidity and Mortality Following Elective Splenectomy for Benign and Malignant Hematologic Conditions: Analysis of the American College of Surgeons National Surgical Quality Improvement Program Data. JAMA Surg. 2014