Dass es immer wieder unterschiedliche Vorstellungen über die postoperativen Ziele vor allem bei Patienten mit schlechter Prognose gibt ist im klinischen Alltag eine Tatsache. Diese rezente Studie zeigt, dass etwas über 40% der befragten ChirurgenInnen Konflikte mit Intensivmedizinern, aber auch mit der Pflege haben, wenn es darum geht das weitere postop. Prozedere und die darin enthaltenden Ziele festzulegen. Die Häufigkeit von Meinungsverschiedenheiten hängt vom Grad der Erfahrung ab.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Konflikte meist dann entstehen, wenn von intensivmedizinischer Seite unmittelbar nach der Operation die Therapie auf Grund der schlechten Prognose des Patienten entweder nicht erweitert oder sogar reduziert werden soll. Es muss den Intensivmedizinern klar sein, dass ChirurgInnen oft auch eine gewisse Zeit eingeräumt werden muss, damit er/sie seine/ihre Entscheidung auch überdenken kann. Denn eines darf man nicht vergessen, meist wurde von chirurgischer Seite viel in den Patienten an Zeit, Überlegungen und Aufwand investiert. Davon kann man sich nicht in 10 Minuten danach lösen. Die Chirurgen „hängen“ an ihrer Arbeit! Gott sei Dank ist das so. Es hat sich bei uns bewährt, dass wir dies berücksichtigen. Ein weiterer Grund für Meinungsverschiedenheiten, der zunehmend in den Hintergrund tritt, ist das postoperative Flüssigkeitsmanagement. Hier gibt es eindeutig einen Sinneswandel bei den Intensivmedizinern, der auch den Vorstellungen der Chirurgen näher kommt.
Fast alle Konflikte können aber gemeinsam gelöst werden, wenn ein entsprechendes Klima aber auch entsprechende Expertise auf beiden Seiten vorkommt.
Olson TJP et al. Surgeon-reported conflict with intensivists about postoperative goals of care. JAMA Surgery (früher Arch Surg) 2013;148:29-35