Drain-Amylase und Ösophagusanastomosendehiszenz

Die Drain-Amylase als Vorhersage einer Pankreatico-Jejeunostomie Insuffizienz wird in vielen Zentren in der Routine angewandt. In dieser Arbeit wird nun gezeigt, dass die Drainamylase auch ein prädiktiver Faktor für eine Ösophagusanastomosendehiszenz darstellt.

Die Drainamylase war ein starker Prädiktor für ein Anastomosenleck am 3. bis 7. postoperativen Tag (POD), unabhängig von den Begleiterkrankungen des Patienten, der Lage der Ösophagusanastomose oder der Anastomosentechnik, war jedoch weniger genau bei der Diagnose eines Lecks bei Rauchern. Ein Wert größer oder gleich 150 war zu 88 % spezifisch für die Diagnose eines Lecks.

Linden PA et al. Drain Amylase: A Simple and Versatile Method of Detecting Esophageal Anastomotic Leaks. Annals of Thoracic Surgery 2022, 113 (6): 1794-1800

HIPEC und nicht metastasiertes Magenkarzinom

Retrospektive Studie, N=269 Pat., von denen 241 mit Chemotherapie und Operation und 28 mit zusätzlicher „prophylaktischer“ HIPEC behandelt. Das Durchschnittsalter: 59 Jahre (Standardabweichung: 12,2). Männlich: 60%. Gastrektomie N=137, distale Resektion bei N=132, 97,4% mit D2-Lymphadenektomie. Die Gesamtmorbidität und Letalität nach 60 Tagen betrug 35,3% bzw. 3,3%. In der HIPEC-Gruppe waren die Patienten jünger und hatten häufiger ASA 1 bis 2, Tumore im Magenkörper, ein diffuses Magenkarzinom und ypN+. OS in der mit HIPEC- und ohne HIPEC-Gruppe: 59,5% vs 68,7% (P = 0,453), DFS: 49,5% bzw. 65,8% (P = 0,060). Cox-Regressionsmodell: ypT und ypN unabhängig Prognoseparamter; ASA 3 bis 4-Klassifikation und diffuses Magenkarzinom mit einem schlechteren OS assoziiert. In der Matched-Analyse verbesserte weder die HIPEC das OS noch das DFS (53,5% vs 59,5%; P = 0,517; 50,0% vs. 49,5%; P = 0,993). Also kein Effekt der prophylaktischen HIPEC.

Diniz TP et al. Does hipec improve outcomes in gastric cancer patients treated with perioperative chemotherapy and radical surgery? A propensity-score matched analysis. Journal of Surgical Oncology 2020 (ahead of print)

Einige Meta-Analysen, CRT und Reviews 2019

van den Boom AL et al. Systematic Review and Meta-Analysis of Postoperative Antibiotics for Patients with a Complex Appendicitis. Dig Surg 2019 (ahead of print)
8 Studien 138 intraabdominelle Abszesse (IAA) bei 1.596 Pat. (8,6%) nach perforierter Appendizitis. >5 Tage ABX mit mehr IAA verbunden (5% vs 13%; 95%CI: 0,23 bis 0,57; p < 0,0001). Bei 3 Tagen kein Unterschied (= Empfehlung).

Kim S et al. Ileostomy versus fecal diversion device to protect anastomosis after rectal surgery: a randomized clinical trial. International Journal of Colorectal Disease 2019;34: 811-9
Fecal diversion device (FDD) effektiv und sicher und Alternative zu protektiven Stoma. Interessant aber 22% Anastomosendehiszenzen bei 54 Pat.

Podda M et al. Antibiotic Treatment and Appendectomy for Uncomplicated Acute Appendicitis in Adults and Children: A Systematic Review and Meta-analysis. Annals of Surgery 2019 (ahead of print)
ABX praktikable Behandlungsoption für die unkomplizierte Appendizitis die mit Bildgebung verifiziert ist. Es gibt auch Hinweise darauf, dass NOM bei unkomplizierter Appendizitis die Perforationsrate bei Erwachsenen und Kindern statistisch nicht erhöht ist. ABX Versagen 8%; 20% der Patienten benötigen einen zweiten Krankenhausaufenthalt wegen rezidivierender Appendizitis.

Jaynes M und Kumar AB. The risks of long-term use of proton pump inhibitors: a critical review. Therapeutic Advances in Drug Safety 2019 (ahead of print)
PPIs werden oft über längere Zeiträume „off label“ verwendet. Zusammenhang zwischen der Verwendung von PPI:
– Infektion, insbesondere von Clostridium difficile und Lungenentzündung
– Veränderung der gastrointestinalen Mikroflora
– Risiko einer Demenz
– Wechselwirkungen Thrombozytenaggregationshemmern
– chronischen Nierenerkrankung
– Mikronährstoffdefizite
Caveat: Der Großteil der Literatur, die sich mit den möglichen negativen Auswirkungen der PPI-Verwendung befasst, besteht aus retrospektiven Beobachtungsstudien.

Podda M et al. Prophylactic intra-abdominal drainage following colorectal anastomoses. A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. American Journal of Surgery 2020;219:164-74
Keinerlei Vorteile für die prophylaktische Drainage (D). Radiologisch verifizierte Anastomosendehiszent (D: 4,2% vs UD: 5,6%; P = 0,42), Letalität (D: 3,6% vs UD: 4,4%; P = 0,63), Gesamtmorbidität (D: 16,6% vs UD: 18,6%, P = 0,38), Wundinfektion (D: 5,4% vs UD: 5,3%, P = 0,95), pelvine Selsis (D: 9,7% vs UD: 10,5%, P = 0,75), po. Darmverschluss (D: 9,9% vs UD: 6,9%, P = 0,07) und Reintervention bei abdominellen Komplikationen (D: 9,1% vs UD: 7,9%, P = 0,48).

Acher AW et al. Advances in surgery for pancreatic cancer. Journal of Gastrointestinal Oncology 2018;9:1037-43
Die chirurgische Behandlung des Bauchspeicheldrüsenkrebses ist nach wie vor die einzige Chance auf Heilung, und eine R0-Resektion ist mit einem verbesserten Gesamtüberleben und einem krankheitsfreien Überleben verbunden. Die vaskuläre Rekonstruktion ist ein vielversprechendes Mittel, um die vollständige Tumorresektion zu erhöhen. Aber es fehlen gut konzipierten Studien zur Inzidenz von Gefäßinvasionen und zu den perioperativen und onkologischen Auswirkungen der Gefäßresektion und -rekonstruktion.

veröffentlichte Leitlinien 2019

Leppäniemi A et al. 2019 WSES guidelines for the management of severe acute pancreatitis. World J Emerg Surg. 2019;13:27
Im Grunde keine neuen Empfehlungen

Stanley AJ und Laine L. Management of acute upper gastrointestinal bleeding. British Medical Journal 2019 (ahead of print)
Obere gastrointestinale Blutungen (UGIB) sind ein häufiger medizinischer Notfall. Letalität 2-10%. Intravenöse Flüssigkeiten für die Wiederbelebung und Erythrozytentransfusionen bei einem Hämoglobinwert von 70-80 g/L. Nach Einleitung der Reanimation können Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) und das Prokinetikum Erythromycin verabreicht werden, wobei bei Patienten mit Zirrhose Antibiotika und vasoaktive Medikamente empfohlen werden. Die Endoskopie sollte innerhalb von 24 Stunden durchgeführt werden, wobei bei Patienten mit hohem Risiko, wie z.B. bei Patienten mit hämodynamischer Instabilität, eine frühere Endoskopie nach der Reanimation in Betracht gezogen werden sollte. Die endoskopische Behandlung wird bei Varizenblutungen (z.B. Ligatur bei Ösophagusvarizen und Gewebekleber bei Magenvarizen) und bei hohem Risiko für nichtvarikuläre Blutungen (z.B. Injektion, Thermosonden oder Clips bei Läsionen mit aktivem oder nicht blutendem sichtbarem Gefäß) eingesetzt. Patienten, die eine endoskopische Therapie bei Ulkusblutungen benötigen, sollten nach der Endoskopie hochdosierte Protonenpumpenhemmer erhalten, während Patienten mit Varizenblutungen weiterhin Antibiotika und vasoaktive Medikamente einnehmen sollten. Wiederkehrende Ulkusblutungen werden mit einer wiederholten endoskopischen Therapie behandelt, wobei die nachfolgenden Blutungen durch eine interventionelle Radiologie oder eine Operation behandelt werden. Wiederkehrende Varizenblutungen werden im Allgemeinen mit einem transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunt behandelt. Bei Patienten, die antithrombotische Mittel benötigen, scheinen die Ergebnisse besser zu sein, wenn diese Medikamente frühzeitig wieder eingesetzt werden.

Oakland A et al. Diagnosis and management of acute lower gastrointestinal bleeding: guidelines from the British Society of Gastroenterology. Gut. 2019;68:776-789
Einige wichtige Punkte daraus: Patienten, die klinisch stabil sind, restriktive Erythrozytenschwellenwerte (Hb-Trigger 70 g/L und ein Hb-Konzentrationsziel von 70-90 g/L nach der Transfusion). Patient hat eine Vorgeschichte mit kardiovaskulären Erkrankungen, in diesem Fall sollte ein Trigger von 80 g/L und ein Ziel von 100 g/L verwendet werden (starke Empfehlung).
Bei Patienten mit hohem thrombotischen Risiko (d.h. Prothesenmetallherzklappe in Mitralstellung, Vorhofflimmern mit Prothesenherzklappe oder Mitralstenose, länger als 3 Monate nach venöser Thromboembolie) Behandlung mit niedermolekularem Heparin nach 48 Stunden nach der Blutung in Betracht zu ziehen (starke Empfehlung, geringe Qualität der Evidenz).
Wir empfehlen, dass kein Patient eine Notfalllaparotomie durchführen sollte, wenn nicht alle Anstrengungen unternommen wurden, um die Blutung durch radiologische und/oder endoskopische Modalitäten zu lokalisieren, außer unter außergewöhnlichen Umständen (starke Empfehlung, geringe Qualität der Evidenz).
ASA (Aspirin) zur Primärprophylaxe kardiovaskulärer Ereignisse soll dauerhaft absetzen (schwache Empfehlung, geringe Evidenzqualität). Aspirin zur Sekundärprophylaxe nicht routinemäßig absetzen. (starke Empfehlung, mäßige Qualität der Evidenz). Die duale Thrombozytenaggregationshemmung mit einem P2Y12-Rezeptorantagonisten und Aspirin bei Patienten mit Koronarstents in situ nicht routinemäßig gestoppt wird, und das Management sollte in Verbindung mit einem Kardiologen erfolgen (starke Empfehlung, mäßige Qualität der Evidenz). Bei instabilen Blutungen empfehlen wir die Fortsetzung der Aspirineinnahme, wenn der P2Y12-Rezeptorantagonist unterbrochen ist (starke Empfehlung, mäßige Qualität der Evidenz). Die Therapie mit dem P2Y12-Rezeptor-Antagonisten sollte innerhalb von 5 Tagen wieder aufgenommen werden (starke Empfehlung, mäßige Qualität der Evidenz). Direkte orale Antikoagulanzientherapie bei der Präsentation unterbrechen (starke Empfehlung, mäßige Qualität der Evidenz). Wiederaufnahme der direkten oralen Antikoagulanzienbehandlung mit Medikamenten maximal 7 Tage nach der Blutung (schwache Empfehlung, sehr geringe Evidenzqualität).

Alle Krankenhäuser sollten über eine GI-Blutungsableitung und vereinbarte Pfade für das Management der akuten LGIB verfügen (Good Practice Statement). Wir empfehlen, dass alle Krankenhäuser, die routinemäßig Patienten mit LGIB aufnehmen, Zugang zu einer 7/7 Vor-Ort-Koloskopie und zu den Einrichtungen für die endoskopische Therapie haben sollten. Wir empfehlen, dass Patienten mit einer größeren Blutung für eine Darmspiegelung ins Krankenhaus aufgenommen werden sollten (starke Empfehlung, mäßige Qualität der Evidenz).
Wenn ein Patient hämodynamisch instabil ist oder einen Schockindex (Herzfrequenz/systolischer Blutdruck) von >1 nach der ersten Reanimation hat und/oder der Verdacht auf eine aktive Blutung besteht –> CT-Angiographie die schnellste und am wenigsten invasive Methode zur Lokalisierung der Blutverluststelle vor der Planung einer endoskopischen oder radiologischen Therapie darstellt (starke Empfehlung, Evidenz geringer Qualität).
Es soll keine Notfalllaparotomie durchgeführt werden, bevor nicht alle Anstrengungen unternommen wurden, um die Blutung durch radiologische und/oder endoskopische Modalitäten zu lokalisieren, außer unter außergewöhnlichen Umständen (starke Empfehlung, geringe Qualität der Evidenz).

Antireflux-OP nicht so effektiv?

Retrospektive Kohortenstudie aus Schweden an 2.655 Patienten, 2005 bis 2014. Im Median 5,6 Jahre nachbeobachtet. Bei 17,7% Reflux-Rezdiv, 83,6% wieder auf Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder H2-Rezeptorantagonisten. 16,4% erneut operiert. Risikofaktoren: weibliches Geschlecht (22% vs 13,6% bei Männern), Alter (≥ 61 Jahre: 21,8%; ≤ 45 Jahre: 13,4%) und Charlson-Komorbiditäts-Index ≥ 1: 22,4%; 0: 15,7%).

Der lap. Antireflux-OP muss man allerdings zu Gute halten, dass sie bei einer Selektion von Patienten durchgeführt wird, die entweder auf PPI nicht ansprechen, oder PPIs nicht lebenslang einnehmen wollen. Vor diese Hintergrund einer Negativgruppe scheint eine 80% Erfolgschance zufrieden stellend. Diese Langzeitdaten sind auch aus anderen Studien bekannt und Pat. sollten diesbezüglich, nicht nur wenn sie in die Risikogruppe weiblich, älter und co-morbid fallen, darüber aufgeklärt werden.

Maret-Ouda J et al. Association Between Laparoscopic Antireflux Surgery and Recurrence of Gastroesophageal Reflux JAMA 2017;318:939-946

Lange Roux-en-Y Magenbypass Lernkurve

Bezogen auf einen Referenzwert von 75! Roux-en-Y Magenbypass Operationen wurde an 29 Chirurgen an 11.684 Operationen gezeigt, dass nach 76-150 die Op Zeit auf 172 Minuten und die po. Morbidität lediglich um 7% (0,7 bis 1,2) gesenkt werdne konnte. Nach 301 bis 375 Operationen sinkt die OP-Zeit immer noch (150 Minuten), die po. Morbidität noch nicht signifikant unterschiedlich (30% Risikoreduktion; 0,4 bis 1,0). Erst ab 526 Roux-en-Y Magenbypass Operationen mit einer durchschnittlichen OP Zeit von 139 Minuten sinkt die po. Morbidität signifikant (Risikoreduktion von fast 50%, 0,3 bis 0,8; P=<0,02).

Alleine 75 Roux-en-Y Magenbypass Operationen sind schon nicht wenige OPs. Um so überraschender, dass sich eine tatsächliche Reduktion der po. Komplikationen erst ab mehr als 500 OPs einstellt. Vor dem Hintergrund der Situation in Ö und dem AZG wohl ein aussichtsloses Verfangen.

Doumouras A et al. Mastery in Bariatric Surgery: The Long-term Surgeon Learning Curve of Roux-en-Y Gastric Bypass. Ann Surg 2017, ahead of print