Akute Cholangitis bei gastrointestinalen Tumoren

Pat. mit gastrointestinalen Tumoren verschiedenster Art haben ein erhöhtes Risiko an einer akuten Cholangitis zu erkranken, aber auch umgekehrt kann eine akute Cholangitis ein Hinweis auf einen u.U. noch nicht entdeckten gastrointestinalen Tumor sein. Das Risiko für eine Cholangitis in dieser epidemiologischen Studie aus Dänemark von 1994 bis 2010 an 7 Millionen Einwohnern waren bei den 4333 Cholangitispatienten: knapp 50% Gallensteine, 17% Pankreatitis , 12% Strikturen und Stenosen der ableitenden Gallenwege, je 7% CED und parenchymale Lebererkrankungen. Das ist soweit keine Besonderheit. Aber während des follow-up erkrankten 477 der 4333 Cholangitispatienten an einem gastrointestinalen Tumor. Statistisch gesehen wäre dies lediglich bei 59 Patienten zu erwarten. Das entspricht einem 8 fach erhöhtem relativen Risiko (95% CI: 7,41-8,88). Das absolute 5-Jahresrisiko lag bei 11,1% (95% CI: 10,2-12,1). Vor allem Dünndarm, Gallenblase, -wege und Pankreaskarzinome traten auf.

Søgaard KK et al. Cholangitis and subsequent gastrointestinal cancer risk: a Danish population-based cohort study. Gut 2014;63:356-61

Klassifikation der Wunden und SSI

Retrospektive Analyse an mehr als 440.000 Pat. in 315 Spitälern im Rahmend es NSQIP. Wundklassifikation nach Risiko einer SSI (Cruse et al.) in sauber, sauber kontaminiert, kontaminiert und primär infiziert. 54% wurden als sauber, 34% als sauber kontaminiert, 7% als kontaminiert und 5% als primär infiziert klassifiziert. Letzte waren mit 8,5% und saubere mit 1,8% Wundinfekten behaftet. Die Klassifikation im Rahmen eines „hospital performance risk-adjustment models“ wird als kritisch angesehen.

Die Wundinfektionsrate an der UK für Chirurgie beträgt rezent 0,8% bei sauberen, 2,7 bei sauber kontaminierten und 1,8% bei kontaminierten Wunden.

Hu HM et al. Effect of Wound Classification on Risk Adjustment in American College of Surgeons NSQIP. JACS 2014;219:371-81

Zwischen den Zeilen

Mit Hilfe des Computers lesen Geisteswissenschaftler riesige Textmengen. So kommen sie dem Zeitgeist auf die Spur und entdecken manch überraschenden Sinneswandel
Bsp.: die Wörter „Essen“ und „Krankheit“ haben sich in der relativen Häufigkeit von 1948 bis 2009 vervierfacht
21. AUGUST 2014 DIE ZEIT N
o 35, WISSEN 27

Assistierter Selbstmord hat sich seit der Legalisierung in der Schweiz verdoppelt

Bericht der Gerichtsmedizin Zürich. Durch die Legalisierung des assistierten Selbstmordes 2008 in der Schweiz, hat sich ein richtiger Selbstmordtourismus entwickelt, hauptsächlich aus Deutschland und UK. 611 waren zwischen 2008 und 2012 Nicht-Schweizer, 86 waren es 2009 und bereits 172 im Jahr 2012. Die Organisation Dignitas organisierte in 3 von 4 Fällen. Die Patienten waren zwischen 23 und 79 Jahre alt und hauptsächlich waren neurologische Erkrankungen (fast die Hälfte) wie Parkinson und mulitple Sklerose und nur in ⅓ Karzinomerkrankungen. Es besteht eine deutliche Nachfrage auch bei Erkrankungen die nicht die Kriterien erfüllen.

Gauthier S et al. Suicide tourism: a pilot study on the Swiss phenomenon. J Med Ethics 2014 [Published Online First]

Frühe enterale Ernährung postop.

Wieder eine Bestätigung des Wertes einer frühen enteralen Ernährung. Diesmal RCT bei Rektumoperationen bei lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinomen. Alle hatten ein (protektives) Stoma, sodass der erste Stuhl exakt gemessen werden konnte. Enteral wurde über eine nasojejunale Sonde ernährt (N=61, Beginn 8 Stunden nach OP). Beide Gruppen konnten zusätzlich oral zu sich nehme wie viel sie schafften. In derer ITT Analyse war der erste Stuhl in der enteralen Gruppe früher (P<0,05), Anastomsoendehiszenz war geringer (1,6% vs 14,5%), der stationäre Aufenthalt war gleich lang.

An der UK für Chirurgie verfolgen wir ebenfalls den früh enteralen Kostaufbau, vor allem wenn ein Stoma besteht. Die Frage ist inwieweit ein erster Stuhl über das Stoma tatsächlich klinisch relevant ist. Wir haben bei Rektumkarzinomoperationen kein größeres Problem. Postoperative prolongierte Paralyse sehen wir vor allem bei der Hemikolektomie rechts.

Boelens PG et al. Reduction of Postoperative Ileus by Early Enteral Nutrition in Patients Undergoing Major Rectal Surgery: Prospective, Randomized, Controlled Trial. Ann Surg. 2014;259:649-55

Frauen haben höheres Rezidivrisiko nach Femoralhernien-OP

Bekannt ist, dass die Diagnose Femoralhernie Schwierigkeiten bereitet, dass Frauen häufiger betroffen sind und dass die Redizivneigung bei Frauen höher ist. Dies wurde an Hand von 3970 Fällen aus Dänemark erneut bestätigt. Akute OP in 39, 2%, Frauen in 72,7% betroffen. Der laparoskopische Zugang war deutlich besser in Bezug auf das Auftreten eines Rezidivsrisikos mit einer Hazard Ratio von 0,33 (95% CI: 0,09-0,95) und war bei Frauen insgesamt aber fast doppelt so hoch (Hazard Ratio von 1,95; 95% CI: 1,10-3,45).

AndresenK et al. Reoperation Rates for Laparoscopic vs Open Repair of Femoral Hernias in Denmark – A Nationwide Analysis. JAMA Surg. 2014;149(8):853-857

Verlauf chron. entzündlicher Darmerkrankungen (CED)

In einer epidemiologischischen Studie wurden von 2003 bis 2004 insgesamt 562 Inzidenzfälle mit CED (231 mit Mb. Crohn und 300 mit Kolitis ulzerosa [CU]) im Kopenhagener Umfeld erfasst. Bei 26 Pat. änderte sich die Diagnose. Beim Mb. Crohn änderte sich die Lokalisation der Erkrankung in fast einem Viertel der Fälle. Die CU war bei etwas mehr als einem Viertel der Pat. progredient. Steroide wurden in 86,4%, Immunmodulatoren in 64% und Anti-TNF (beim Mb Crohn) in 23% verwendet. Knapp 30% der Pat. wurden einer ersten operativen Therapie unterzogen, wobei das Risiko innert von 7 Jahren für eine Re-Operation ebenso knapp 30% betrug. Das Risiko einer Proktokolektomie bei der CU war 12% nach 7 Jahren.

Vester-Andersen MK et al. Disease Course and Surgery Rates in Inflammatory Bowel Disease Am J Gastroenterol. 2014;109:705-14

postop. Antibiotika verhindern nicht Infektionen nach Cholezystektomie

Obwohl in den Staaten Konsens, verhindern eine postop. Antibiose Infektionen nicht. 20% aller Cholezystektomie (CHE) werden bei akuter Cholezystitis vorgenommen. 414 Pat. wurden randomisiert. Die po. Infektionsrate war nicht unterschiedlich (17% vs 15% in der antibiotischen Gruppe). Auch in den po. Komplikationsraten nach Clavien-Dindo zeigten keine Unterschiede. NCT01015417

Regimbeau JM et al. Effect of Postoperative Antibiotic Administration on Postoperative Infection Following Cholecystectomy for Acute Calculous Cholecystitis. JAMA. 2014;312:145-54

Unterschiedlicher Metabolismus in Kolonkarzinom-, Rektumkarzinom- und gesunden Zellen

mit Hilfe der Spekrometrie (High-resolution Magic Angle Spinning Nuclear Magnetic Resonance (HR-MAS NMR) Spectroscopy) wurden 171 Untersuchungen an 44 Kolon- und Rektumkarzinomen Operationspräparate vorgenommen. Dabei zeigte sich ein von der Tiefeninfiltration (T-KLassifikation) unabhängiger unterschiedlicher Metabolismus zwischen gesunden und Karzinomzellen (letztere enthalten signifikant höhere Spiegel an Laktat (P < 0,005), Taurin (P < 0,005) und Isoglutamin (P < 0,005), aber niedrigere Spiegel an Lipid/Triglyceriden (P < 0,005)). Interessanterweise waren aber auch Kolonkarzinomzellen unterschiedlich zu Rektumkarzinomzellen. Erstere zeigten höhere Spiegel an Acetat (P < 0,005) und Arginin (P < 0,005) und niedrigere Spiegel an Laktat (P < 0,005).

Mirnezami R et al. Rapid Diagnosis and Staging of Colorectal Cancer Via High-resolution Magic Angle Spinning Nuclear Magnetic Resonance (HR-MAS NMR) Spectroscopy of Intact Tissue Biopsies. Annals of Surgery. 2014;259:1138-49

Inzidentelles Gallenblasenkarzinom

In der NSQIP Datenbank 2005-2009 beträgt das bei der Cholezystektomie (CHE) zufällig entdeckte Gallenblasenkarzinom gesamt 0,19%, aber bei der laparoskopischen OP nur 0,05%. Ein Alter von mehr als 65 Jahren, ASA größer gleich 3, Diabetes mellitus, Hypertension, Gewichtsverlust von mehr als 10%, alkalische Phosphatase (AP) Erhöhung über 120 U/L und Albumin unter 3,6g% waren mit dem inzidentellen Auftreten assoziiert. Als unabhängige Faktoren erwiesen sich das Alter, die erhöhte AP und das weibliche Geschlecht.

Pitt SC et al. Incidental Gallbladder Cancer at Cholecystectomy. Annals of Surgery. 2014;260:128-33