Schulbildung und onkol. Outcome

Schuldbildung ist der schärfste Diskrimitator für die Unterschiede im klinischen Outcome von Patienten mit kolorektalem Karzinom in den Staaten. Unabhängig von der Rasse, Tumorstadium etc.

Weiteres Beispiel dafür, dass Gesundheit mit dem Einkommen und damit in Zusammenhang mit der Bildung steht.

Jermal A et al. Inequalities in Premature Death From Colorectal Cancer by State. JCO 2014 Nov. [ahead of print]

Burn out unter den Allgemeinchirurgen in den Staaten

50% im Burn out, (vor allem die 36 bis 65 jährigen) damit an 5. Stelle nach Intensivmedizinern, Notfallmedizinern, „family doctor“ und Internisten. Häufigste Ursache bei Allgemeinmedizinern: Bürokratie, gefolgt von Arbeitszeit und Einkommen. Was wollen Chirurgen in der Freizeit tun: Familie vor Sport, vor Reisen vor Lesen. Burn out steht in keinem Zusammenhang mit Länge des Urlaubs, physischer Gesundheit, Körpergewicht, Alkohol-, Marijuana-Konsum, Spiritualität, politischer Anschauung. Allerdings ist die Kombination Alkohol- und Marijuana-Konsum haäufiger bei burn out zu beobachten. 56% der Alleinstehenden haben burn out, wenn in einer Gemeinschaft mit einem Partner lebend besteht kein Unterschied.

Ist da wirklich burn out im Speile oder nur Überarbeitung, Überlastung. So viel ich mitbekommen habe ist burn out eine psychiatrische Erkrankung mit Beginn von Symptomen wie Persönlichkeitseränderung, „i-Tüpfteilei“, etc.

Shanafelt TD et al. Burnout and satisfaction with work-life balance among US physicians relative to the general US population. Arch Intern Med. 2012;172:1377-1385
Shanafelt T, Dyrbye L. Oncologist burnout: causes, consequences, and responses. J Clin Oncol. 2012;30:1235-1241
Doolittle BR et al. Burnout, coping, and spirituality among internal medicine resident physicians. J Grad Med Educ. 2013;5:257-261

OP Risiko bei Koronarstent

Das Risiko nicht-kardialer OPs nach Koronarstent ist in den ersten 6 Monaten hoch und stabilisiert sich danach mit 1,0%. Also wenn möglich ein halbes Jahr nach interventionellem Eingriff an den Kranzgefäßen warten.

Holcomb CN et al. The Incremental Risk of Noncardiac Surgery on Adverse Cardiac Events Following Coronary Stenting. J Am Coll Cardiol. 2014;64(25):2730-2739

Komplette Mesenterische Exzision (CME)

Register-Studie aus Dänemark an 1395 patients (364 mit CME, 1031 konventionell). Insgesamt war das 4-Jahres tumorfreie Überleben (DFS) signifikant zu Gunsten der CME Gruppe verlängert (85,8% vs 75,9%; P = 0,001). Vor allem aber in den UICC Gruppen UICC I 100% nach CME vs 89,8%; UICC II: 91,9% vs 77,9% und UICC III: 73,5% vs 67,5%. Das sind nach der Erstbeschreibung der CME mit zentraler Gefäßligatur (CVL) durch die Gruppe in Sidney (Dis Colon Rectum. 2003;46:860–869) später der Erlangener Gruppe (Colorectal Dis. 2009;11:354-64) und Japanischen Gruppe (Dis Colon Rectum 2010;53:646) nun erstmalig Langzeitergebnisse, die überragend für die CME sprechen. Daher wird die Publikation auch durch einen Kommentar von Phil Quirke, und Nick West (Lancet Oncol 2014 published online) ergänzt. Eine Beschreibung der CME mit CVL fand kürzlich im Surg Oncol Clin N Am. 2014;23:25-34 von Buczacki SJA von den Cambridge University Hospitals statt.

Wir führen an der UK für Chirurgie der PMU Salzburg die CME seit 2011 durch.

Bertelsen CA et al. Disease-free survival after complete mesocolic excision compared with conventional colon cancer surgery: a retrospective, population-based study Lancet Oncol 2014 published online

Rektumkarzinom: Verzicht auf OP

Neuerlich präsentierte Paty Daten aus dem Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York City von einer Beobachtung an 145 Patienten mit klinisch komplettem Response (cCR) nach komb.präop. Radiochemotherapie (RCTx) des tief sitzenden Rektumkarzinoms, wovon 73 aus verschiedenen Gründen, hauptsächlich aber aus Patientenwunsch nicht operiert wurden. Der komplette klinische Response (cCR) wurde nach 8-12 Wochen nach Ende der RCTx als unauffällige zarte, nicht vulnerable Narbe definiert, die in der digitalen Untersuchung weich und verschieblich ist. Eine fast idente Anzahl (N=72) mit gleichem klinischen Bild nach den Definitionen einer cCR wurde operiert und es zeiget sich ein pathologischer kompletter Response (pCR). Beim 2015 Gastrointestinal Cancers Symposium in San Francisco zeigte Paty die follow-up Daten. Das 4-Jahres overall survival ist 91% in der Beobachtungsgruppe und 95% in der OP-Gruppe. Lokoregionäre Rezidiv traten 9  und 5 mal auf. Das median follow-up beträgt nun 3,5 Jahre.

Ich habe vor 2 Jahren mit Paty darüber in Wien gesprochen. Damals war der Beobachtungszeitpunkt noch sehr kurz. Die doch recht hohe lokoregionäre Rezidivrate von fast 17% (9 aus 73) in der Beobachtung gegenüber knapp 7% (5 aus 72) ist zwar statistisch nicht signifikant, aber meiner Meinung nach klinisch relevant. Mir hat Dr. Paty damals zu verstehen gegeben, dass alle Rezidive mit einer Salvage-APE gut R0 resektabel waren und einige der Pat. mit LR auch Fernmets. boten. Darüber steht in diesem aktuellen Vortrag nichts. Das selbe gilt für die funktionellen Aspekte und die Lebensqualität. Auf die OP verzichten zu können heißt ja nicht automatisch bessere funktionelle Ergebnisse oder bessere Lebensqualität. Das wird aber von Unerfahrenen suggeriert. Ich denke zwar auch, dass ausgewählte Fälle, vor allem sehr kleine und tief sitzende Tumoren – und ich glaube tatsächlich, dass das Tumorvolumen eine Rolle spielt (ähnlich wie beim Analkarzinom – wir werden das einmal an Hand unserer Daten evaluieren müssen) mit cCR nach diesen strengen Kriterien nicht operiert werden müssen. Das soll aber auf keinen Fall breit in die Routine eingehen, sondern in der Hand von wenigen Experten, die sich ausschließlich mit dem tiefsitzenden Rektumkarzinom beschäftigen, bleiben. Es gibt zwar weitere untermauernde Untersuchungen, die aber bei weitem kritischer hinterfragt werden müssen, da die Definition des cCR nicht so exakt und eng gestellt wurde.

Paty et al. 2015 Gastrointestinal Cancers Symposium (GICS): Abstract #509

Habr-Gama A et al. Patterns of failure and survival for nonoperative treatment of stage c0 distal rectal cancer following neoadjuvant chemoradiation therapy. J Gastrointest Surg. 2006;10:1319-28

Maas M et al. Long-term outcome in patients with a pathological complete response after chemoradiation for rectal cancer: a pooled analysis of individual patient data. Lancet Oncol 2010;11:835-44

Bariatrische Chirurgie wirkt sich langfristig signifikant auf das Überleben aus

In einer retrospektiven Kohortenstudie zeigt sich, dass nach 10 Jahren die zu erwartende Mortalität morbid adipöser Patienten (Vergleichskollektiv N=7.462) um die Hälfte reduziert wird. An operativen Verfahren wurden an diesem Kollektiv von 2.500 (mittleres Alter 52 Jahre) Patienten ein gastric bypass (74%), eine sleeve Resektion(15%), ein adjustable gastric banding (10%), and andere (1%) angewandt. Überleben nach 1 Jahr noch: 2.4% vs 1.7% (Kontrolle); aber dann @ 5y: 6,4% vs.10,4%; @10y: 12,8% vs 23,9%. Die Multivarianzanalyse zeigt keinen Unterschied zwischen operierte und nicht-operierten Pat. im ersten Jahr (wichtig um po Kompl. nicht verantwortlich für den rohen inversen Unterschied im ersten Jahr [siehe vorher] zu machen: zwar Risiko um 28% erhöht, aber 95%CI: 0,98 – 1,68), ab dem 5 Jahr erhöht sich das Sterblichkeitsrisiko signifikant um 45% [95%CI: 0,36 – 0,56] und bleibt vom 5 bis 14 Jahr konstant [adjusted hazard ratio: 0,47; 95%CI: 0,39 – 0,58)

Arterburn DE et al. Association Between Bariatric Surgery and Long-term Survival. JAMA. 2015;313(1):62-70

Kein Stent vor der Ösophagektomie in kurativer Absicht

Plazierung eines SEMS (Self-expanding metallic stents) vor der Ösophagektomie in kurativer Absicht hat einen negativen Einfluss auf das tumorfreie als auch Gesamtüberleben. Diese französische Studie, die multizentrisch durchgeführt wurde, vergleicht in eine matched pair Analyse 1:4 2 Gruppen mit und ohne SEMS (N=38 vs N=152). Die postoperative Mortalität und Letalität für die Gruppe mit SEMS war 13,2% vs. 8,6% (N.S.), respektive 63,2% vs. 59,2% (N.S.). Die R0 Resektionsrate (71,0% vs. 85,5%, p=0.041), mediane Zeit bis zum Rezidiv (6,5 vs. 9,0 Monate, p=0,040) und das 3-jahres Gesamtüberleben (25% vs. 44%, p=0,023) war für die SEMS signifikant geringer. Nach Bereinigung der möglichen Confounder blieb die Signifikanz eines schlechteren outcomes der SEMS Gruppe mit einem erhöhten Risiko von 1,6 (p=0,038) erhalten.

Mariette C et al. Self-Expanding, Covered Metallic Stent as a Bridge to Surgery in Esophageal Cancer: Impact on Oncologic Outcomes. JACS 2015 [ahead of print]

Biological Bad Luck Blamed in Two-Thirds of Cancer Cases

The researchers said on Thursday random DNA mutations accumulating in various parts of the body during ordinary cell division are the prime culprits behind many cancer types. They looked at 31 cancer types and found that 22 of them, including leukemia and pancreatic, bone, testicular, ovarian and brain cancer, could be explained largely by these random mutations — essentially biological bad luck.

The other nine types, including colorectal cancer, skin cancer known as basal cell carcinoma and smoking-related lung cancer, were more heavily influenced by heredity and environmental factors like risky behavior or exposure to carcinogens. Overall, they attributed 65 percent of cancer incidence to random mutations in genes that can drive cancer growth.

„When someone gets cancer, immediately people want to know why,“ said oncologist Dr. Bert Vogelstein of the Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore, who conducted the study published in the journal Science with Johns Hopkins biomathematician Cristian Tomasetti.

„They like to believe there’s a reason. And the real reason in many cases is not because you didn’t behave well or were exposed to some bad environmental influence, it’s just because that person was unlucky. It’s losing the lottery.“ Tomasetti said harmful mutations occur for „no particular reason other than randomness“ as the body’s master cells, called stem cells, divide in various tissues.

— Reuters
First published January 1st 2015, 10:59 pm

Primär endoskopische Therapie des Barrett-Ösophagus

Neoplasien auf dem Boden einer Barrett (BE) Metaplasie (hochgradige Dysplasie [HGD] und intramukasales Adeno-Karzinom; pT1a) haben ein 40% bis 60%-iges Risiko sich zu einem invasiven Adenomkarzinom zu entwickeln. Mit der endoskopischen Mukosaresektion (EMR) oder Submukosadissektion (ESD) werden verdächtige neoplastische Areale entfernt und der restliche BE wird mit Radiofrequenz behandelt. Diese Publikation aus England und Wales über das Register (UK registry of patients undergoing RFA/EMR for BE-related neoplasia from 2008 to 2013; Trial registration # ISRCTN93069556) zeigt, dass Fortschritte über die Zeit erzielt wurden (definitive Entfernung der HDG nach 12 Monaten von 77% (2007 – 2010) auf 92% (2011-2013), respektive des BE von 56% auf 83%) und dass zwischen 2011 und 2013 die Progression zum invasiven Karzinom 2,1% betrug, was einem Risiko von 3% nach 34 Monaten entspricht.

Wertvolle Daten der endoskopischen Therapie, die die erste Wahl in dieser Konstellation sein sollte. Dies ist an der UK für Chirurgie mit einer hohen endoskopischen  Expertise (mehr als 10.000 Endoskopien pro Jahr) seit Jahren der Fall.

Haidry RJ et al. Improvement over time in outcomes for patients undergoing endoscopic therapy for Barrett’s oesophagus-related neoplasia: 6-year experience from the first 500 patients treated in the UK patient registry. Gut 2014;0:1–8 [ahead of print]

Krebssterblichkeit sinkt weiter

Rezente Krebsstatistik aus den USA. Seit der Gipfel 1991 erreicht wurde, sank die Krebssterblichkeit gesamt um 22%. Nach wie vor ist der Lungenkrebs die führende maligne Todesursache (27%), obwohl die Sterblichkeit bei Männern um 36% und bei Frauen um 11% wegen des reduzierten Nikotinverbrauchs gesunken ist. Insgesamt sterben in den Staaten 1 von 4 an einer malignen Erkrankung, womit diese die 2. häufigste Todesursache darstellt.

„Cancer Facts & Figures 2015.“ ACS. Published online 2015 (http://www.cancer.org/cancer/news/news/facts-figures-report-cancer-deaths-avoided-in-2-decades)